Scherenschnitte sind ein altes Medium, mit dem Menschen in China seit Jahrhunderten ihre Traditionen und Bilderwelten weitergeben. Voller komplizierter Symbole und in einer teils archaischen Bildsprache erlauben diese Schnitte aus Licht und Schatten einen Einblick in Sitten und Mythen des traditionellen Lebens auf dem Lande. Sie beschwören spirituelle Kräfte und Schutzgeister und sind zugleich Farbtupfer, Wanddekoration und Glücksbringer im Alltag.
Bis heute sind Familienfeiern und Neujahrsfeste in China ohne die glücksverheißenden und spirituellen Symbole, Tier- und Blumenbilder undenkbar. Ob Türwächter oder Küchengötter, Heldengestalten oder Fabelwesen, die aus leuchtend rotem Papier geschnittenen Silhouetten zieren die Häuser auf dem Lande. In den Städten dienen sie inzwischen eher der Dekoration, sind Souvenirs und erinnern an eine scheinbar vergangene Welt. Seit 2009 steht der chinesische Scherenschnitt auf der UNESCO-Liste für immaterielles Kulturerbe der Menschheit.