Im Bereich Digitalisierung und E-Commerce gilt China schon länger als Vorreiter. Auch die Corona-Pandemie tat das Ihrige für eine Beschleunigung dieses Trends. Für das Jahr 2021 wird erwartet, dass in China mehr als die Hälfte aller Geschäfte im Einzelhandel online abgewickelt werden.

Bei einem Vortrag im Rahmen der China@Home-Reihe am 3. März 2021 gab Riccardo Benussi, Geschäftsführer der Dezan Shira & Associates Europe GmbH, einen Überblick über die Veränderungen des Verbraucher:innenverhaltens durch die Corona-Pandemie in China und erläuterte wie ein Einstieg ins Chinas digitalen Markt gelingen kann. Hierfür sei es wichtig, stets über aktuelle Marktveränderungen und Trends Bescheid zu wissen.

Social Commerce
„Um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie das digitale Umfeld aussieht, ist es hilfreich, sich eine typisch amerikanische Shopping-Mall aus den 1980er und 1990er Jahren vorzustellen.“, so Benussi. Wo früher in Gruppen zu einem Mall-Ausflug aufgebrochen wurde, fungieren heute Social-Media Dienste wie WeChat als Instrumente für Austausch und ein gemeinsame Shopping-Erlebnisse. Wo vorher das Einkaufszentrum die unterschiedlichsten Bedürfnisse wie Kinobesuche, das Eis am Stiel oder den Wocheneinkauf befriedigen konnte, erfüllen nun virtuelle Plattformen diese Wünsche.

Auswirkungen der Pandemie
Die Corona-Pandemie sorgte auch in China für einen Wandel des Marktes. Die Pandemie selbst und der anschließende Lockdown beschleunigten bereits existierende Trends zu einer zunehmend digitalen Ausrichtung des Alltags und veränderten auch das Konsumverhalten. Die eigene Gesundheit, finanzielle Sicherheit und die Qualität von Produkten spielen eine noch größere Rolle als zuvor. Daher ist es wenig überraschend, dass Pharmaunternehmen, Versicherungen, Anbieter von digitaler Unterhaltung, Lernangeboten und IT-Lösungen als Gewinner aus dieser Zeit hervorgehen.

Anpassung der Strategien auf den Wandel
Unternehmen sollten sich den Kund:innenbedürfnissen strategisch anpassen. Die traditionellen Business-to-Consumer Sektoren können durch virtuelle Showrooms und Online-Beratungen ständig erreichbar sein. Auch der Aufstieg von Key Opinion Leaders und „Online-trifft-Offline-Konzepten“ stellen für Unternehmen Möglichkeiten dar, ihr Angebot neu auszurichten.

E-Commerce Plattformen
Noch besitzen große Player wie Alibaba die meisten Markanteile im Onlinehandel. Allerdings sei die Einrichtung einer virtuellen Ladenoberfläche auf diesen Plattformen mit hohen Kosten und wenig Service verbunden, meint Riccardo Benussi. Bei der Ladeneinrichtung auf Alibaba und Co. können kleinere Anbieter wie Sell In-To China, Sparkle, Walk the Chat, oder Azoya häufig mit günstigeren Konditionen und umfassenderen Service wie Store Management, Design und Logistik aufwarten.

Beim Onlinehandel gilt es außerdem das 2019 in Kraft getretene chinesische E-Commerce Gesetz zu beachten, das zur Standardisierung und Überwachung von Verhaltensweisen im elektronischen Handel dient und unter anderem eine gesetzliche Registrierungspflicht für fast alle Geschäftstreibende vorsieht.

Für Mitglieder des Chinaforum Bayern e.V. sind im Mitgliederbereich der Webseite ein Audiomitschnitt sowie die Präsentation des Vortrages verfügbar.

China@Home am 03.03.2021: „China@Home: Webseminar „Ab die Post – wie Corona den Onlinehandel in China beeinflusst“

Autorin: Elisabeth Pröbstl