Teilnehmer der diesjährigen China Insight Unternehmerreise sind seit dem 5. Oktober für eine Woche in den Städten Changsha und Wuhan unterwegs, um sich vor Ort ein Bild von der zentralchinesischen Wirtschaftsentwicklung zu machen. Veranstalter ist das Chinaforum Bayern.
Aufgrund der Wirtschaftspolitik der Achtziger Jahre hatten Städte in den Küstenregionen mit ihrem Status als Sonderwirtschaftszone und ihrem Anschluss an die Seefracht einen klaren Entwicklungsvorsprung und sind dadurch deutschen Geschäftsleuten heutzutage weitaus bekannter. Doch auch im Landesinneren gibt es bedeutende Großstädte. Mit der wachsenden Kaufkraft chinesischer Konsumenten steigt auch die wirtschaftliche Bedeutung innerchinesischer Metropolen wie Changsha und Wuhan, die beide um ein Vielfaches größer sind als Berlin.
Das erste Reiseziel der diesjährigen China Insight ist Changsha, Hauptstadt der südöstlichen Provinz Hunan und Heimat MAO Zedongs. Da darf ein Besuch bei der 32m hohen Statue des jungen Mao natürlich nicht fehlen. Heute beherbergt die Millionenmetropole mit Sanyi und Zoomlion aber auch zwei der größten Baumaschinenhersteller weltweit, die vor einigen Jahren mit Übernahmen in Deutschland Aufsehen erregten. Die Delegation hatte die Möglichkeiten, beide Konkurrenten vor Ort zu besuchen und konnte sich bei einer Werksbesichtigung ein Bild davon machen, wie die Unternehmen dank Onlineüberwachung ihrer Maschinen Big Data für die Instandhaltung und den Service nutzen. „Ein spannender Tag für alle,“ resümierte Stefan Geiger, Geschäftsführer des Chinaforums die ersten Unternehmensbesuche.
Die Digitalisierung vernetzt Changsha auch in anderen Geschäftsfeldern mit der restlichen Welt. Ein glänzendes Beispiel hierfür ist der Klimaanlagenhersteller Broad. Vom Steuerungszentrum auf dem Firmencampus aus lässt sich beispielsweise die genaue Raumtemperatur des Flughafens in Madrid oder der Universität Ulm kontrollieren und steuern. Aber dem Unternehmen geht es nicht nur um den Bau von Luftanlagen: im von Smog geplagten Reich der Mitte spielt Nachhaltigkeit für Broad eine große Rolle. Daher entwickelt das Unternehmen neben Luftfiltern noch nachhaltige Wohnhäuser und baut die Lebensmittel für seine Mitarbeiter auf dem firmeneigenen Bauernhof an.
Auch an Gastfreundschaft mangelt es den Menschen aus Changsha nicht. Die Xiangjiang Wirtschaftszone und hochrangige Regierungsvertreter der Stadt Changsha luden die deutschen Gäste gemeinsam mit einer Wirtschaftsdelegation der AHK Guangzhou zu einer informativen Konferenz ein, bei der deutsche und chinesische Unternehmen die Gelegenheit hatten, sich vorzustellen und auszutauschen. Hier lud der anwesende deutsche Unternehmer Christian Zurbrüggen die Delegation spontan in sein Möbelhaus Zurbrüggen ein, welches in Changsha Produkte aus Deutschland und Europa vertreibt.
Abgesehen vom Vertrieb ist das Engagement deutscher Unternehmer in den Provinzen Hunan und Hubei im Vergleich zu anderen Regionen im Reich der Mitte noch recht gering. Dennoch hat die Delegation der China Insight Reise die Gelegenheit einige deutsche Kooperationen zu besuchen. So fertigt Liebherr-Aerospace gemeinsam mit dem chinesischen Joint-Venture Partner LAMC Fahrwerke für den chinesischen Flugzeughersteller COMAC. Die einzelnen Bauteile werden heute noch zum großen Teil aus Deutschland importiert, dies soll sich langfristig aber ändern.
In Wuhan wird es außerdem die Möglichkeit geben, die Firma Getrag zu besuchen, die in Wuhan Doppelkupplungsgetriebe fertigt. Darüber hinaus sind unter anderem noch Besuche beim großen, chinesischen Startup Douyu, einem Batteriehersteller und einer Brauereischule vorgesehen.