Es ist kein einfaches Unterfangen, sich als deutscher Unternehmer den chinesischen Markt zu erschließen. Fehlende Sprach- und Landeskenntnisse sowie unbekannte Strukturen vor Ort sind nur einige mögliche Fallstricke. Doch der chinesische Markt ist nach wie vor für viele Branchen und Unternehmen attraktiv und wer die Herausforderungen erfolgreich meistert, dem steht ein großer gewinnbringender Markt offen. Ratgeber gibt es viele, doch wer am Anfang seines Engagements in China steht, für den wird es schwer sein, sich konkrete Vorstellungen von den kulturellen Schwierigkeiten bei der Suche eines verlässlichen Partners in China zu machen. Unternehmen, die in China gescheitert sind, halten sich (verständlicherweise) mit entsprechenden Informationen diskret zurück. Doch gerade aus diesen Fällen lassen sich wichtige Lehren ziehen.

Beispiele aus der Praxis

Den vier Autoren des Buchs „Mit leichter Hand das Schaf wegführen“ ist es gelungen, neun deutsche Unternehmen davon zu überzeugen, ihre Geschichte (teils anonymisiert) zu veröffentlichen. Das besondere daran ist, dass nicht alle konkreten Beispiele erfolgreich waren.

Die Ausgangssituation und Zielsetzung der Unternehmen sowie deren Umsetzung sind teils sehr unterschiedlich. Man erfährt wie ein schwäbischer und ein chinesischer Tüftler gemeinsam eine Erfolgsstory herbeiführen können, wie man als ausländisches Unternehmen einen komplett chinesisch dominierten Markt umkrempeln kann, aber auch wie schwierig es sein kann, den hierarchisch richtigen Ansprechpartner zu finden – sowohl im chinesischen als auch im eigenen Unternehmen. Ein kreativer Umgang mit Plagiatoren wird neben vielen anderen Geschichten ebenfalls vorgestellt.

Strukturierter Aufbau

Die einzelnen Kapitel können unabhängig voneinander gelesen werden. Zunächst wird der Fall vorgestellt und der chronologische Verlauf eines Verhandlungsprozesses geschildert. Zum Ende eines Kapitels gibt es ein Fazit, gefolgt von einer kurzen Analyse der entscheidenden Faktoren, alternativen Lösungswegen und welche Lehre sich aus der Geschichte ziehen lässt.

Das Buch zeigt, dass es keine Musterlösung für China gibt und jedes Unternehmen mit individuellen und unerwarteten Problemen konfrontiert wird. Aber es sensibilisiert dafür, wie wichtig es ist, mit kompetenten Experten zusammenzuarbeiten und das Engagement in China nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Zudem ist es spannend zu lesen, wie jeweils auf verschiedene Situationen reagiert wurde.

Schön wäre es gewesen, neben zahlreichen Fallstudien produzierender technischer Unternehmen auch die ein oder andere Erfahrung aus alternativen Branchen zu finden.

Die gut hundert Seiten sind eine leichte, gut verständliche Lektüre, die sich gut für einen Flug nach China oder eine längere Zugfahrt eignen. Das Buch ist außerdem eine mögliche Geschenkidee für Kollegen mit Chinabezug.

„Mit leichter Hand das Schaf wegführen – Chancen am chinesischen Markt strategisch meistern“ von Miriam Fritz, Martin Krodt, Lutz Berners, Christian Lee
Erschienen 2018 im Drachenhaus Verlag, Esslingen, 110 Seiten, 19,99 Euro